Am 23.Februar 2019 hatten wir Besuch aus einem fernen Land in unserer Schule. Jetzt fragen sich wahrscheinlich viele, wovon ich rede. Ich rede von den chinesischen Schülern, welche an unsere Schule kamen. Warum sind diese Schüler zu uns an die Schule gekommen? Sie waren an unserer Schule im Zusammenhang mit einer Europareise. Am Abend haben sie an vielen Orten gesungen. Wie einige Schüler mitbekommen haben, besuchten die Schüler sogar unseren Unterricht. Alle hatten eine Schuluniform an. Auffallend war, dass es viele Mädchen und nur vereinzelt auch mal Jungen waren. Den ganzen Tag konnten sie so unsere Schule und unseren Unterricht kennen lernen. Für uns war es eine Abwechslung im Schulalltag.
|
Der Besuch der chinesischen Schüler, die vor ein paar Wochen an unsere Schule kamen, haben wir zum Anlass genommen, uns zu fragen, wie die Schulen in China eigentlich ihr Programm durchziehen. Für viele ist es gewiss nichts Neues zu hören, dass das Schulsystem in China sehr hart ist. Schon als Kleinkind beginnt für chinesische Kinder in der Vorschule eine Art Leistungsdruck. Es wird bereits auf die Geschwindigkeit der Entwicklung und das Erbringen von geforderten Leistungen geachtet. Mit etwa sieben Jahren werden auch die chinesischen Schüler eingeschult. Die Schulpflicht beträgt in China nur neun Jahre. Danach ist es den Jugendlichen freigestellt, ob sie die dreijährige Oberstufe wählen und danach studieren, an eine Fachhochschule gehen oder ob sie direkt eine Ausbildung beginnen. Von der Gesellschaft gefordert wird Weg Eins. Denn nur, wer eine ausgezeichnete Uni besucht hat, kann es weit bringen. Jährlich nehmen mehrere Millionen Schüler an der wohl schwersten Uniprüfung weltweit teil. Dem Gaokao. Während der jahrelangen Vorbereitung bleibt keine Zeit mehr für Spaß. Um es aber überhaupt so weit zu bringen, wird bereits in der Grundschule eine riesige Disziplin und Leistung verlangt. Fehler sind nicht erlaubt und werden hart bestraft. Natürlich nehmen nicht alle diesen Zwang so hin. Immer wieder gibt es Proteste der Schüler gegen das Schulsystem im Land. Im Jahr 2012 gab es eine protestierende Welle in China. Der Schüler Jiang Chengbo, aus der Oberstufe eines Elitegymnasiums in China, offenbarte während des Fahnenappells seine Meinung über das Schulsystem. Trotz der großen Leistungen der Schüler in den wissenschatlichen Bereichen wies Jiang auf das Versagen von Chinas Schülern im Bereich der Kreativität und Selbstfindung hin. Er machte damit im gesamten China Schlagzeilen und wurde so vor einem Schulverweis gerettet. |
|
Viele Schüler Chinas wollten seinem Beispiel folgen und lehnten sich gegen den Zwang auf. Immer wieder werden an verschiedenen Schulen Chinas Proteste der Schüler gegen den Drill laut. Immer wieder werden sie herunter gespielt. Auch weiterhin werden immer wieder Kinder in China und anderen Ländern versuchen, sich gegen den Leistungsdruck, der von Erwachsenen aufgebaut wird, aufzulehnen. Ob sie wirklich irgendwann erfolgreich eine Abmilderung des Drucks erreichen, wird sich erst in ferner Zukunft zeigen. |
Sartres Pinwand Ausgabe 2 | Besuch chinesischer Schüler - Aus dem Schulalltag |
|